Kathrin – AML

Elternbericht
Mutperle für eine Bluttransfusion
Mutperle für eine Bluttransfusion

Am 27. April 1998

wurde Kathrin von ihrem Kindergartenfreund Daniel versehentlich umgerannt. Sie weinte sehr und es dauerte lange, bis ich sie beruhigt hatte. Abends im Bad sahen wir, dass Kathrin auf der linken Hüfte ein im Durchmesser ca. 6 cm großes dunkelblaues Hämatom hatte.

Am 1. Mai 1998

habe ich nach dem Fahrrad fahren einen dunkelblauen Fleck auf der Wirbelsäule entdeckt, dessen Herkunft mir Kathrin nicht erklären konnte. Sie meinte: „Mama, ich habe mir nicht wehgetan, ich habe doch auch gar nicht geweint.“
Nachdem der 1. Versuch, Kathrin am Montag Blut abzunehmen, nicht gelang, fuhr ich mit ihr am Mittwoch nochmals zu unserem Kinderarzt Dr. M. Am selben Abend kam unser Kinderarzt zu uns nach Hause (gegen 21:30) und teilte uns die vorläufige Diagnose mit: „Verdacht auf Leukämie“.
Am nächsten Tag fuhren wir mit unserer Tochter ins Krankenhaus nach München, wo wir dann am späten Freitagnachmittag die niederschmetternde Diagnose AML = Akute Myeloische Leukämie erhielten.

Harte Wochen im Krankenhaus folgten.

Als Kathrin ihre Haare verloren hatte, sagte sie zu mir: „Mama, schau mich doch mal an: Ich habe keine Haare mehr und laufen kann ich auch nicht mehr. Was haben die hier mit mir gemacht?“.
Ende Juli 1998 wurde Kathrin nach 11 Wochen Krankenhaus vorzeitig in die Dauertherapie entlassen. Da es während des zweiten Therapieblocks Komplikationen gegeben hatte, hatten die behandelnden Ärzte beschlossen, den dritten Therapieblock nicht mehr durchzuführen.

Voller Angst und Sorge kehrten wir nach diesem Tag nach Hause zurück. Nur unsere Kleine war glücklich und sagte zu einer Freundin, die uns beim Auszug aus dem Krankenhaus unterstütze: „Endlich kann ich wieder heim zu meinem großen Bruder und brauche das blöde Krankenhaus nicht mehr zu sehen!“.

Im August 1998 begann die einjährige Dauertherapie, die von unserem Kinderarzt betreut wurde. Er spritzte Kathrin alle 4 Wochen das Medikament eine Woche lang täglich und betreute uns hervorragend.

Denn auch wenn die „Spritzenkur“ alle vier Wochen für Kathrin sehr anstrengend war, war sie zumindest glücklich, zu Hause sein zu dürfen und ab und zu mit einer Freundin spielen zu können. Den Kindergarten besuchte sie während der Dauertherapie nicht, da ihr Blutbild sehr großen Schwankungen unterworfen war und wir große Angst vor den im Kindergarten umgehenden Kinderkrankheiten hatten.

Endlich war auch dieses Jahr vorbei

und ab September 1999 war unsere Kleine stolzes Vorschulkind. Im September 2000 wurde Kathrin eingeschult und nach vier Jahren Grundschule trat sie in die Realschule über. Die sechsjährige Realschulzeit meisterte sie ohne Schwierigkeiten und verließ die Schule im Juli 2010 als Jahrgangsbeste mit einem Schnitt von 1,17.

Heute besucht Kathrin die Übertrittsklasse eines örtlichen Gymnasiums mit dem Ziel, Abitur zu machen. Anschließend will sie studieren. Es läuft auch am Gymnasium reibungslos und wir sind stolz und glücklich, dass unsere Tochter trotz ihrer schweren Erkrankung nie ihren Lebensmut verloren hat und ihren Weg geht.

In den ersten fünf Jahren nach Diagnosestellung waren wir bei jedem blauen Fleck in Sorge und befürchteten einen Rückfall. Kathrin musste viele Fingerblutabnahmen über sich ergehen lassen, um eben diesen auszuschließen. Wir erfuhren sehr viel Unterstützung von unserem Hausarzt, unserer Familie sowie unseren Freunden.

Heute, fast 13 Jahre nach der schrecklichen Nachricht, leben wir wie jede andere Familie -auch wenn es das Schicksal trotzdem nicht gut mit uns meinte.

Kathrins großer Bruder starb vor vier Jahren nach einer Herzoperation und wir vermissen ihn alle sehr.